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Martin Thomi
September 14, 2018

Den Wandel mitgestalten

Bei der Organisationsentwicklung geht es darum Betroffene zu Beteiligten zu machen; Mitarbeitende sollen den Wandel mitgestalten. Also eigentlich das Gegenteil dessen, was viele aus der Praxis kennen. Ein IT-Projekt beispielsweise wird zuerst getestet und erarbeitet – erst danach erfolgt der «Roll-Out». Das heisst, die neue Software wird erst dann eingeführt und von den Mitarbeitenden angewendet, wenn vorab ein Spezialistenteam dieses auf Herz und Nieren geprüft hat.

 So sinnvoll dieses Vorgehen bei einem IT-Projekt sein kann, so kontraproduktiv ist es bei Visions- und Strategieprozessen. Denn wenn das «Spezialistenteam» oder der Chef eine Ansage macht wie: «Wir wollen nun kundenorientiert arbeiten!» klingt dies im ersten Augenblick gut. Doch es entsteht nie die Kraft und der Antrieb zur Umsetzung ebendieser Aussage, wie bei einem mitgestalteten Prozess durch die Mitarbeitenden.

Change – nein danke?!

Eine Veränderung – also ein «Change» – löst bei Mitarbeitenden meist zuerst Angst und Verunsicherung aus … Der Change, welcher in der Führungsetage beschlossen wurde, wird «ge-roll-out»; der vermeintliche Experte bestimmt, was zählt. Echter Wandel aber braucht Begleitung und oft auch Zeit. Entscheidend dabei ist auch, in welcher Phase sich ein Unternehmen befindet. Wenn ein Unternehmen wächst, wird oft auch die nächste Phase angestrebt

Entwicklungsphasen von Unternehmen (nach Friedrich Glasl)

Jedes Unternehmen kann nach der Gründung verschiedene Phasen des Wachsens und Reifens durchlaufen. Viele Unternehmen wollen oder können sich jedoch nicht aus einer Phase heraus weiterentwickeln. Und Achtung, es gilt festzuhalten, dass nicht für jedes Unternehmen das Erreichen der nächsten Phase das Ziel sein sollte. Beispielsweise verbleiben gerade KMU’s oft in der Pionierphase, was auch absolut sinnvoll sein kann.

Pionierphase
Das Unternehmen ist eine «verschworene Aktionsgemeinschaft» oder eine «grosse Familie». Vieles läuft initiativ und direkt, Innovation kann entstehen. Diese Phase ist also ein «Must» für ein Start-Up oder ein Unternehmen in einem sehr schnellebigen Markt. Doch je nach Grösse und Reife des Unternehmens hat die Pionierphase ihre Grenzen: Willkür, Ineffizienz und Chaos können Einzug halten.

Differenzierungsphase
Vieles ist standardisiert, organisiert und nach einer klaren Logik aufgebaut. Abläufe funktionieren und das Unternehmen läuft und läuft und läuft (da war doch mal was mit dem Duracell-Häsli …). Je nach Reife und auch Markt des Unternehmens fehlt es aber mit der Zeit an Innovation und Flexibilität, bei grösseren Unternehmen entsteht ein sogenanntes «Gärtlidenken».

Integrationsphase
Das Unternehmen richtet sich punkto Führung und Mitarbeitende auf Sinn und Zweck, auf die Mission aus. Ziel, Vision, Unternehmenspolitik und Strategie werden klar definiert und auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt. Es entstehen Einheiten, welche stark auf Kunden- und Marktsegmente ausgerichtet sind und möglichst selbständig handeln und entscheiden können. Somit kann diese Phase meist nur von grossen bis sehr grossen Unternehmen überhaupt erreicht werden. Aber auch hier bestehen Gefahren: z.B. dass sich die Führung zu sehr in Strategien verliert und sich das Unternehmen nur noch auf den eigenen Kosmos konzentriert.

Assoziationsphase
Diese Phase ist die Weiterentwicklung der Integrationsphase über die Unternehmensgrenzen hinaus; die Umwelt wird in die Gestaltung miteinbezogen. Beispielsweise werden Prozesse mit Lieferanten und Vorlieferanten gemeinsam definiert, Produkte und Verfahren werden mit Partnern und Verbrauchern entwickelt, Vertriebs- und Verkaufspartner werden in die Organisation integriert usw. Somit können sich in diese Phase meistens nur noch Grösstunternehmungen entwickeln. Die Gefahr besteht hier übrigens darin, dass Monopolstellungen angestrebt werden und damit das Unternehmen zum «Staat im Staat» werden könnte.

Ob ein Unternehmen sich nun in eine andere Phase entwickeln sollte oder nicht, ist immer individuell zu beurteilen. Wie eingangs erwähnt, bringt ein Wandel auch oft Verunsicherung mit sich … darum unser Buchtipp für Führungskräfte im Wandel: Führungsstark im Wandel – Alexander Groth

Nordische Organisationsentwicklung

Wir begleiten Unternehmen und Organisationen im Changeprozess mit Team- und Organisationsentwicklungs-Mandaten sowie einzelnen Workshops und Coachings. Die Sinnhaftigkeit des Wandels kann so vermittelt und vom Team mitgetragen und gestaltet werden. Unter anderem auch der Wandel weg vom alten Verkaufsdenken hin zum Inbound-Marketing und damit zu mehr Erfolg und zufriedenen Mitarbeitenden.